Dr. Hillje - Praxis für Zahnheilkunde

Schwangerschaft

Die Prophylaxe beim Kind fängt schon während der Schwangerschaft der Mutter an, da in dieser Zeit die Zahnbildung beim Kind stattfindet (die Zahnanlagen werden gebildet) und die hierfür benötigten Nährstoffe durch richtige Ernährung aufgenommen werden müssen. Dabei beginnt ab der 6.Schwangerschaftswoche die Bildung der Zahnanlagen, vom 3. bis 4. Schwangerschaftsmonat werden Mineralsalze in die Zähne des noch ungeborenen Kindes eingelagert.

Zahnärztliche Behandlung während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft sollten neben Mundhygienemaßnahmen und Zahnreinigungen nur dringend erforderliche Zahnbehandlungen durchgeführt werden.
Obwohl die Strahlenbelastung durch zahnärztliche Röntgenaufnahmen im Bereich des Uterus als sehr gering eingestuft wird, dürfen Röntgenaufnahmen insbesondere in den ersten drei Monaten nur durchgeführt werden, wenn es zwingend erforderlich ist.
Die Einnahme von bestimmten Medikamenten ist während der Schwangerschaft problematisch, da der Einfluss auf das werdende Leben häufig noch nicht vollständig erforscht ist und nicht entsprechend eingeschätzt werden kann. Schmerzmittel sollten nur in dringenden Fällen und im Zweifelsfall unter Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen eingenommen werden.
Auf eine lokale Betäubung sollte in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nach Möglichkeit verzichtet werden.

Folgende Stoffe sind wichtig für den Aufbau der Zähne:

  • Kalzium
  • Phosphor
  • Eisen
  • Vitamine
  • Spurenelemente, vor allem Fluoride
  • Eiweiße

Sie sind in folgenden Nahrungsmitteln enthalten:

  • Milch und Milchprodukte (Joghurt, Käse, Quark, Sauermilch)
  • Getreideprodukte (Vollkornbrot, Schwarz- und Graubrot, Knäckebrot, Hafer- und andere Getreideflocken)
  • Gemüse
  • Obst
  • Salat
  • Kräuter
  • Fisch

Dabei kommt es nicht auf einzelne Mengen der aufgenommenen Nahrungsmittel an, sondern eher auf eine gehaltvolle Zusammensetzung.

Säuglingsalter

Mit dem ersten Atemzug des Kindes nimmt auch die Besiedlung der Mundhöhle des Neugeborenen mit Bakterien ihren Anfang. Bis zum Ende des dritten Lebensjahres suchen sich ca. 250 Bakterienarten ihren Platz im Ökosystem Mundhöhle. Dabei ist die kariesverursachende (säureproduzierende) Bakterienart fast immer unter den Bakterienarten vertreten, da sie meist vom Mund der Mutter in den Mund des Neugeborenen übertragen wird. Wird diese Übertragung vermieden oder stark eingeschränkt, kann die Neigung zu Karies bei den Zähnen des Kindes vermindert werden. Wege der Übertragung von Mutter zu Kind sind hierbei meist liebevolle Gesten, wie Küssen oder den Löffel beim Füttern ablecken. Möchte die Mutter hierauf nicht verzichten, so kann der Zahnarzt die individuelle Gefährdung herausfinden und ggf. Vorschläge zur Behandlung machen.

Milchzähne

Die Milchzähne, die schon bei der Geburt des Kindes fast fertig sind, fangen ca. ab dem 4. Lebensmonat an, in die Mundhöhle durchzubrechen. Begleiterscheinungen dieses eigentlich natürlichen Prozesses können hierbei sein:

  • Fieber
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • allgemeine Unruhe

Verfrühter Zahndurchbruch ist dabei im Regelfall genauso unbedenklich wie verspäteter.

Daumen lutschen und Flaschen nuckeln

Man sollte schon früh damit anfangen, die Kinder eher an das "Schnullern" anstatt "Daumenlutschen" zu gewöhnen. Daumenlutschen kann auch noch nach dem dritten Lebensjahr zu schwerwiegenden Fehlbildungen führen, die nur in sehr aufwendigen und langwierigen Behandlungen wieder zu beheben sind. Außerdem können sie sowohl die Aussprache des Kindes sowie richtiges Abbeißen und Kauen erheblich erschweren. Also lieber das Kind an einen guten Schnuller gewöhnen, als es Daumenlutschen zu lassen!
In diesem Zusammenhang sollte auch das immer noch verbreitete "Flaschennuckeln" mit gesüßten Tees, also das Dauernuckeln von Kindern an Fläschchen, die mit gesüßten Tees (häufig Instant-Tees) gefüllt sind, erwähnt werden. Hierbei werden die Zähne dauerhaft von konzentriertem "Zuckerwasser" umspült, was zu erheblichen Zahnschäden schon im Kleinkindalter führen kann. Daher sollte man ausschließlich zuckerfreie Tees bzw. Getränke verwenden und auch alle Instant-Getränke immer auf deren Zuckergehalt überprüfen.

Zahnwechsel

Der Zahnwechsel, bei dem die Milchzähne von den so genannten "bleibenden Zähnen" abgelöst werden, findet um das 6.Lebensjahr statt. Etwa 3 Jahre später ist auch der Zahnschmelz der durchgebrochenen Zähne voll ausgereift und widerstandsfähig.

Zähneputzen bei Kindern

Schon im Alter von 6-9 Monaten, also ab dem Durchbruch der Milchzähne, sollte damit begonnen werden, die Zähne des Kindes regelmäßig von den weichen Belägen zu befreien, die sich durch die gesüßte, breiige Kindernahrung an den Zähnen ablagern. Mit dem selbständigen Zähneputzen sollten die Kinder dann anfangen, wenn die ersten Milchbackenzähne durchgebrochen sind. Die Eltern müssen das Zähneputzen ihrer Kinder bis zum Schulalter überwachen und gegebenenfalls nachputzen.
Es ist sehr wichtig, dass dem Kind schon in frühen Jahren die Bedeutung der Zahnpflege und Mundhygiene nahegebracht wird. In dieser Zeit wird der Grundstein für zukünftiges Verhalten bezüglich der Zahnpflege gelegt. Gerade für Kleinkinder werden in diesem Zusammenhang viele Produkte wie Bücher und Kassetten angeboten, die dem Kind die Bedeutung der richtigen Zahnpflege nahe bringen, indem sie ihm beispielsweise spielerisch die Entstehung von Karies verdeutlichen.

Kinderzahnbürste

Bei der richtigen Kinderzahnbürste sollte vorhanden sein

  • rutschfester Griff: das Kind sollte diesen mit einem Faustgriff gut umfassen können
  • kurzer, abgerundeter Bürstenkopf
  • weiche, endgerundete Borsten
  • evtl. farbige Aufdrucke, die den spielerischen Gebrauch nahe bringen

Tipp: für viele Kinder ist, gerade in der Anfangszeit, eine elektrische Zahnbürste die bessere Wahl, da sie in der Handhabung wesentlich einfacher als die Handzahnbürste ist

Kinderzahnpasta

Kinder sollten immer eine spezielle Kinderzahnpasta verwenden. Der Unterschied zu einer "Erwachsenen-Zahnpasta" besteht darin, dass die Fluorid-Konzentration erniedrigt ist, da Kinder den Schaum noch sehr häufig verschlucken, und die Zahnpasta einen für Kinder angenehmen Geschmack hat. In der ersten Zeit sollte das Kind übrigens nur mit Wasser die Zähne putzen, da am Anfang noch zu viel Schaum verschluckt wird.

Richtiges Zähneputzen

Die Eltern müssen dem Kind schon sehr früh das richtige Zähneputzen beibringen. Dabei muss das Kind zunächst lernen, in einem Spiegel die Zähne zu betrachten, die es putzen will und den Putzvorgang auch immer im Spiegel mitzuverfolgen. Die Eltern bzw. ein Elternteil stellt sich am besten immer hinter das Kind und hilft, die Zahnbürste richtig zu führen, indem über die Kinderfaust gegriffen wird.

Ernährung

Gerade das Thema Süßigkeiten ist ein sehr wichtiger, aber auch schwieriger Punkt bei der zahngesunden Ernährung von Kindern. Dabei geht es jedoch nicht darum, den Kindern generell Süßes zu verbieten, was oftmals lediglich die Gefahr erhöht, dass sie heimlich Naschen. Es reicht, einige einfache Regeln bezüglich Süßes und Naschen den Kindern nahe zubringen.

Süßigkeiten-Regeln:

  • Zähneputzen nach dem Frühstück
  • zuckerfreier Vormittag
  • Nachmittags nicht häufig kleine Portionen naschen, lieber eine große Portion als viele kleine über einen längeren Zeitraum verteilt
  • nach dem abendlichen Zähneputzen keine zuckerhaltigen Getränke und Lebensmittel

Weitere Tipps für die Eltern:

  • am besten schon im Babyalter ungesüßte Kost verwenden, damit die Kinder sich nicht gleich an einen süßen Geschmack gewöhnen
  • keine Flaschenernährung mit zuckerhaltigen Getränken (z.B. Instant-Tees)
  • viele Lebensmittel enthalten versteckte Zucker: Bananen, Getränke mit Fruchtfleisch, Joghurt, Müsli, Produkte mit Honig; auch Ketchup und Chips sind sehr zahnschädigend
  • Kaugummikauen nach Mahlzeiten unterstützt die mechanische Reinigung der Zähne und fördert den positiv wirkenden Speichelfluss
  • lieber ab und zu "viel" Süßes auf einmal und am besten danach Zähneputzen, als hier und da eine kleine Portion
  • auch augenscheinlich kinderfreundliche Produkte wie Milchschnitte oder Kinderschokolade enthalten viel Zucker; daher den Zuckergehalt immer auf den Packungsangaben überprüfen
  • auch Produkte "ohne Zuckerzusatz" können Zucker enthalten
  • zu empfehlen sind Süßigkeiten mit dem "Zahnmännchen mit Schirm"-Logo, das für zahnfreundliche Produkte steht
  • Achtung auch bei sauren Obstsorten: der übermäßige Verzehr kann den Zahnschmelz angreifen. Daher sollte man nach der Aufnahme von Obst und Fruchtsäften immer einige Zeit mit dem Zähneputzen warten, bis die Säure auf natürlichem Weg durch den Speichel neutralisiert wurde

Fluoridierung

Die Versorgung der Kinderzähne mit Fluor ist durch regelmäßige Anwendung von Kinderzahnpasta sowie der Benutzung von fluoridiertem Salz im Haushalt zwar ausreichend, sollte jedoch trotzdem mit dem Zahnarzt abgesprochen werden, der ab einem bestimmten Alter auch zusätzliche Maßnahmen wie hochkonzentrierte Fluoridgelees oder Anwendung von Fluoridlacken verschreiben kann. Auch die Behandlung mit Fluorid-Lutschtabletten, die mit dem Zahnarzt abgesprochen wird, ist in manchen Fällen sinnvoll.

Regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt

Weitverbreitet, aber falsch ist die Meinung, dass Milchzähne nicht besonders beachtet werden müssten, da sie ohnehin in absehbarer Zeit durch die bleibenden Zähne ersetzt würden. Ein gesundes Milchgebiss ist jedoch eine wichtige Grundlage für ein gesundes bleibendes Gebiss, und vorzeitiger Milchzahnverlust kann weitreichende negative Folgen haben, z. B. den falschen Durchbruch der bleibenden Zähne.
Halbjährliche Kontrollen der Zähne durch den Zahnarzt sind auch im Kleinkindalter schon zu empfehlen. Der erste Zahnarztbesuch sollte schon nach dem vollständigen Durchbruch der Milchzähne, also im Alter von ca. 2 Jahren, stattfinden. Hierbei geht es auch darum, die Angst vor dem Zahnarzt zu nehmen bzw. sie gar nicht erst entstehen zu lassen, indem das Kind langsam und ohne Schmerzen an die Geschehnisse in der Zahnarztpraxis herangeführt wird. Warten die Eltern mit dem Gang zum Zahnarzt, bis das Kind das erste Mal Zahnschmerzen hat und eine Behandlung mit dem Bohrer notwendig ist, so ist der Grundstein für Angst vor Zahnarztbesuchen bereits gelegt.

Die Vorsorgebehandlung zur Verhütung von Zahnerkrankungen (Prophylaxe) kann von einer fortgebildeten Prophylaxemitabeiterin oder Zahnmedizinischen Fachhelferin (ZMF) durchgeführt werden. Das Kind wird auf eine leicht verständliche, spielerische Art und Weise insbesondere über folgende Themen informiert:

  • wie "Karies und Baktus" entstehen und wie die Entstehung verhindert werden kann
  • warum der Zahnarzt auch bei ihm regelmäßig die Zähne kontrollieren soll
  • warum auch Milchzähne ausreichend gepflegt werden müssen
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